©Achim Lerch 1995.
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Allgemeines
Libyen erstreckt sich zwischen dem 20. und 33. nördlichen
Breitengrad und dem 9. und 25. östlichen Längengrad
und ist mit einer Fläche von 1.759.540 km2 Afrikas viertgrößter
Staat. 1.500.000 km2 werden von der Sahara bedeckt, davon sind
zwei Drittel extreme Vollwüste, ein Drittel Vollwüste
und Steppenzone. An der Küste herrscht mediterranes Klima.
Die berühmte libysche Wüste im Osten, ein riesiges Sandmeer
mit einer mittleren Höhenlage von 300 Metern, liegt nur zum
Teil in Libyen, der größere Teil liegt im benachbarten
Ägypten. Im Süden grenzt Libyen an den Sudan, Tschad
und Niger, im Westen an Algerien und Tunesien. (Siehe hierzu auch die Libyenkarte).
Geschichte
Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung in Libyen finden
sich in den Felszeichnungen im Süden, die auf etwa 8 000
Jahre v. Chr. datiert werden. Damals war die Sahara ein fruchtbares
Land, was sich etwa 2 000 v. Chr. durch eine Klimaverschiebung
änderte. Um 1 500 v. Chr. entstand im Südwesten
des Landes das Garamantenreich, etwa 1 200 v. Chr. begannen
von Norden her die Phönizier mit der Errichtung von Handelsstützpunkten,
darunter auch der Drei-Städtebund Tripolis.
46 n. Chr. verleibten sich die Römer Tripolitanien in ihr
Reich ein, der in Leptis Magna geborene Lucius Septimius Severus
wurde 193 n. Chr. zum römischen Kaiser gekrönt, er errichtete
den Limes Tripolitanus. 455 n. Chr. nutzte dieser dann nichts
mehr: die Vandalen eroberten Tripolitanien (und nebenbei Rom).
Es folgten Byzantiner, die Almoraviden, die tunesischen Hafsiden
und nach weiteren geschichtlichen Wirrungen wurde die Colonia
Libya 1939 in das italienische Königreich eingegliedert -
die Zeit als italienische Kolonie begann. Der Weg in die Unabhängigkeit
begann nach dem zweiten Weltkrieg, dessen Ausgang die Italiener
bekanntlich alle Kolonien kostete. Nach kurzer UN-Treuhandschaft
wurde Libyen 1951 zum Königreich. 1959 wurde die erste förderungswürdige
Ölquelle entdeckt, 1969 kam es zur Septemberrevolution unter
Revolutionsführer Gadhafi. Dieser geriet wegen seiner undurchsichtigen
Außenpolitik (z.B. im Tschad-Konflikt) und der ihm vorgeworfenen
Unterstützung des internationalen Terrorismus mehr und mehr
unter Beschuß, 1986 verhängten die USA einen Wirtschaftsboykott
und bombardierten schließlich im April Tripolis und Benghazi
(über 70 Tote, meist Zivilisten). Die Weigerung Libyens,
zwei des Anschlags auf eine Pan-Am Maschine im Jahr 1988 beschuldigte
Landsleute an die USA auszuliefern, führte 1992 zu einem
UNO-Embargo. Anfang April 1999 lieferte Libyen die beiden Verdächtigen in die Niederlande aus, worauf die UNO das Ende des Embargos angekündigt hat.
Einreise/Formalitäten
Zur Einreise nach Libyen wird ein Visum benötigt, das für
vier Wochen gültig ist. Für die Beantragung bei der
libyschen Botschaft in Bonn (nur dort!) muß der Reisepaß
(noch 6 Monate gültig!) einen arabischen Übersetzungsstempel
enthalten. Den gibt's gratis bei der zuständigen Paßbehörde.
In den Stempel müssen von einem vereidigten Übersetzer
die persönlichen Daten in arabisch eingetragen werden (nicht
gratis), den Namen eines solchen Übersetzers erfährt
man beim zuständigen Amtsgericht. Ebenso benötigt man
den internationalen Führerschein und Fahrzeugschein, jeweils
mit beglaubigter arabischer Übersetzung. Der Reisepaß
darf übrigens keinen israelischen Stempel enthalten. Nach
neuesten Informationen ist es mittlerweile notwendig, bei der
Visabeantragung eine Hotelbuchung in Libyen vorzuweisen, Auskunft
erteilt die Botschaft.
Geld
Währung ist der libysche Dinar, bei offiziellem Kurs (ruinös!)
zahlt man für einen Dinar etwas über fünf DM. Schwarz
tauschen kann man schon in Tunesien bei unzähligen Straßenhändlern
ab Ben Guerdane, Kurs etwa 1:1 (auf DM bezogen). Noch günstigere
Kurse sind in Libyen möglich, am liebsten nimmt man Dollar.
Das Risiko des Schwarztauschs muß allerdings jeder selbst
abschätzen (zwar gab es bei uns keinerlei Kontrollen, doch
das kann sich jederzeit ändern; am besten ist es wohl, zumindest
einen Teil offiziell zu tauschen).
Unterkunft/Verpflegung
Offizielle Campingplätze gibt es in Libyen keine, dafür
aber unzählige traumhafte Zeltplätze in der Weite der
Sahara. In allen größeren Orten gibt es Hotels der
verschiedenen Kategorien. Restaurants sind seltener und in der
Regel einfacher als etwa in Tunesien, ein gutes Kebab oder gebratenes
Huhn ist aber meistens aufzutreiben. Selbstversorgung mit Gemüse
und Fleisch ist kein Problem, in großen Städten (Tripolis,
Sebha) gab es 1994 (trotz Embargo) von Kellog's Cornflakes bis zu
Ferrero Rocher auch so ziemlich alle von zu Hause gewohnten Lebensmittel.
Motorrad
Das libysche Straßennetz ist eines der besten Afrikas, viele
kulturelle Sehenswürdigkeiten sind auch mit einem Straßenmotorrad
gut zu erreichen (muß ja nicht gerade 'ne FZR sein). Da
ein Großteil der Faszination des Landes aber von der Sahara
ausgeht, ist natürlich eine Enduro die bessere Wahl. Je nach
geplanter Strecke sind ein paar Umbauten (großer Tank, Ölkühler
etc.) empfehlenswert, hier sollte man mal in das Buch von Thomas
Troßmann reinschauen (Motorradreisen zwischen Urlaub und
Expedition). Die Benzinversorgung (außer Bleifrei) ist gut
(man ist ja quasi an der Quelle), der Preis für Super liegt
(je nach Kurs) zwischen 8 Pfennig und 26 Pfennig pro Liter. Die
gängigen Schutzbriefe gelten in der Regel auch in Libyen.
Ach ja, alle Straßen- und sonstigen Schilder sind ausschließlich
arabisch beschriftet - viel Spaß beim Entziffern! Übrigens:
Pistenfahren ohne Rückenprotektor heißt, das Glück
herauszufordern. Das kann gutgehen (siehe Bericht), muß
aber nicht!
Literatur/Karten
Reiseführer über Libyen sind Mangelware, man kommt nicht
an Davd Steinke's "Libyen - Reise-Handbuch" aus dem
Conrad Stein Verlag vorbei. Das Buch ist sein Geld wert, wenn
auch nicht alle Informationen stimmen (Das Ferienzentrum "abu
keshfa" bei Zuara erwies sich als Barackenlager für
die Arbeiter einer benachbarten Chemiefabrik!). Nützlich
vor allem die Liste mit Ortsnamen auf arabisch. (Anmerkung: Mittlerweile gibt es noch andere Reiseführer, unter anderem aus der sehr empfehlenswerten Reihe "Reise-Know-How"). Dazu noch das
Libyen-Kapitel aus Därr's "Durch Afrika" kopiert,
und schon kann's losgehen. Als Karte die Michelin 953 (Afrika
Nord und West, 1:4 000 000) sowie die Karte von Cartographia
Budapest, Libyen bis zur Linie Al Uweinat, Murzuq, Tazerbo, 1:2 000 000.
Wer's genauer braucht, kann noch auf verschiedene Blätter
von IGN, ONC bzw. TPC zurückgreifen (z.B. bei Därr in
München erhältlich, dort gibt's auch manchmal eine Straßenkarte
mit arabischer Beschriftung von Geo Projects, 1:3 500 000). Hier gibt es eineÜbersichtskarte mit unserer Route.
Wer sich etwas eingehender mit dem Land befassen will, dem sei
das Buch "Libyen. Brennende Wüste - blühender Sand"
von Heinrich Schiffers empfohlen. Das im Safari-Verlag (Berlin)
erschienene Buch ist zwar nicht gerade topaktuell (1975), aber
lesenswert und informativ.
Adressen
Libysche Botschaft (genauer: People's Bureau of the Socialist
People's Libyan Arab Jamahiriya): Beethovenalle 12 a, 53173 Bonn,
Tel. 0228/820090.
Hier gibt es neun weitere Fotos der Libyen-Tour