©Achim Lerch 1996.
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Stella Alpina - Europas höchstes Motorradtreffen
Es begann 1964 in den französischen Alpen: Der Brite Harry W. Louis, Chefredakteur der 1906 gegründeten berühmten Motorradzeitschrift "The Motor Cycle", war mit seiner BSA A65 unterwegs, als er den Turiner Enduro- und Trialfahrer Mario Artusio auf seiner BMW R69S traf. Zu dieser Zeit fuhr man nicht einfach aneinander vorbei, und so ergab es sich, daß Mario dem Engländer einige der schönsten Schottersträßchen in den italienisch-französischen Alpen zeigte und eine Freundschaft entstand. Ein Jahr später kehrte Harry für eine Woche ins Piemont zurück, um abermals gemeinsam mit dem neuen Freund die Alpenwelt per Motorrad zu erkunden. In diesem Jahr reifte zwischen den beiden der Gedanke an ein internationales Motorradtreffen und ein Jahr später, am 24 Juli 1966, fand die erste "Stella Alpina" statt.
Organisiert war dieses erste Treffen als Fahrt von Bormio auf das 2.757 m hohe Stilfser Joch, 200 Motorradfahrer aus neun Ländern nahmen teil - unter anderem aus Australien und Neu Seeland!. Von diesem Erfolg ermutigt wurde das Treffen ein Jahr später wiederholt, doch wollte man diesmal noch höher hinauf. Deshalb führte die zweite Stella Alpina am 9. Juli 1967 von Bardonecchia auf den 3.009 m hohen Colle Sommeiller. Wieder waren es etwa 200 Motorradfahrer, die das Schottersträßchen unter die Räder nahmen, diesmal waren 13 Nationen vertreten - dabei auch Schweden, Norwegen und Finnland.
Von nun an fand die Stella Alpina jährlich am Colle Sommeiller statt und das "höchste Motorradtreffen Europas" erfreute sich von Jahr zu Jahr zunehmender Beliebtheit. Schließlich erreichte die Teilnehmerzahl bei der achten "Stella" am 8. Juli 1973 erstmals die magische Zahl 1.000 - und etwa so viele Motorradenthusiasten sind es auch heute noch, die sich Jahr für Jahr am zweiten Juli-Wochenende auf den Weg nach Bardonecchia machen (maßgebend ist der zweite Sonntag im Juli). Die Stella Alpina hat dabei über die Jahre ihren besonderen Reiz bewahrt. Zur Philosophie des Treffens, darauf legt Mario Artusio besonderen Wert, zählt der freie Zutritt für jedermann und für alle Arten und Marken von Motorrädern, das Fehlen jeglicher Pokale oder Preise und das Fehlen jeder Form des "show-business". Was zählt, ist das gemeinsame Interesse am Motorradfahren und an der Schönheit der alpinen Bergwelt. Ganz egal, ob man in Bardonecchia im Hotel logiert und nur am Sonntag auf den Colle fährt oder ob man in gut 2.000 m Höhe im Hochtal von Rochemolles zeltet und die Lagerfeuerromantik genießt; egal, ob man sich offiziell im eigens unterhaltenen Organisationsbüro auf der Piazza Europa in Bardonecchia einschreibt, oder ob man einfach nur so teilnimmt, egal ob man die frisch polierte Goldwing durch die engen Schotter-Kehren den Berg hinauf wuchtet oder die dreckstrotzende Hardenduro im Drift um die Ecken jagt - jeder ist willkommen. Diese Philosophie führte nach Mario zu einer natürlichen Form der "Auslese" bei den Teilnehmern, die sich über all die Jahre durch gute Manieren, ruhiges Auftreten und Respekt für die Natur auszeichneten.
Und so gab es auch letztes Jahr, bei der dreißigsten Stella am 9. Juli 1995, weder Jubiläumspomp noch Randale, keine Schlägerei und kein Schlammcatchen, sondern nur allseits gute Laune, gemütliche Lagerfeuerrunden mit internationalen Benzingesprächen und - für die Stella nicht ganz so selbstverständlich - phantastisches Wetter.
Natürlich ist es auch kein Zufall, daß dieses Treffen in Italien stattfindet. Oder kann sich jemand ein deutsches Alpendorf vorstellen, in dem die Bewohner es nicht nur dreißig Jahre klaglos hinnehmen, daß ihr Dorf ein ganzes Wochenende von Eintausend Motorradfahrern in Beschlag genommen wird, sondern auch noch unglaublich freundlich und hilfsbereit sind? Oder einen deutschen Almbauern, der jedes zweite Juli-Wochenende seine Hochalm freimacht, damit hunderte Biker - natürlich kostenlos - zelten können? Und natürlich sucht man in Deutschland vergebens nach hochalpinen Schotterstraßen, die für den öffentlichen Verkehr freigegeben sind. Und daß die Pächterfamilie der ip-Tankstelle an der Piazza Europa am Stella-Wochenende Überstunden schiebt und nahezu jedes Schrauber-Problem löst, liegt jedenfalls nicht an ihrer Profitgier - für eine Stunde "mechanische Hilfe" an meinem Moped, in deren Verlauf schließlich auch der Seniorchef Hand anlegte, hat man jedenfalls jede Bezahlung brüsk abgelehnt!
Also steht für mich fest, daß ich mich auch dieses Jahr wieder auf den weiten Weg nach Italien mache, um im Piemont vor der einmaligen Kulisse hochalpiner Bergwelt eine ebenso einmalige Veranstaltung zu erleben - eben Europas höchstes Motorradtreffen.
Achim Lerch
Näheres Infos zum Colle Sommeiller gibt es auf Andis Alpenstraßenführer im Netz.
Stella Alpina 1997:
Die 97er Stella Alpina fand am 13. Juli 1997 wieder in Bardonecchia bzw. am Colle Sommeiller statt, hier ein kurzer Bericht:
Freitag, 11.7.: Anreise über Basel und Bern nach Martigny, Treffpunkt mit Freunden, "Stella-Eröffnungs-Raclette".
Samstag, 12.7.: Martigny - Col de la Forclaz - Col de Montets - Chamonix (Blick auf Mont Blanc nebst Gletscher) - St. Gervais - Megeve - Beaufort - Cormet de Roselend - Bourg St. Maurice - Val d´Isere - Col d´Iseran - Lanslevillard - Col du Mont Cenis - Susa - Bardonecchia (Cappuccino an der Piazza Europa), dann Auffahrt Richtung Colle Sommeiller bis zur Alm beim Rifugio Scarfioti, Zeltaufbau, Grillen, mitgebrachtes Fass Bier anstechen ;-)
Sonntag, 13.7.: Runter nach Bardonecchia - Susa - Colle delle Finestre - Colle dell Assietta. Weitere Assietta-Kammstraße leider gesperrt wegen Fahrradrennen :-( Abfahrt nach Fenestrelle - Sestriere - Cesana Torinese - Oulx - Bardonecchia (Einkaufen) - Rifugio Scarfioti (Einkauf abladen), Auffahrt zum Colle Sommeiller (dieses Jahr ziemlich weit möglich, nur die allerletzten Kehren waren wegen Schnee nicht fahrbar). "Gipfelbier", Abfahrt zum Rifugio, Grillen...
Montag, 14.7.: Bardonecchia - Susa - Col du Mont Cenis - Lanslevillard - Col d´Iseran - Val d´Isere - la Rosiere - Col du Petit St. Bernard - Aosta - Col du Grd St. Bernard - Martigny ("Stella-Abschluß-Fondue").
Dienstag, 15.7.: Von Martigny das Rhonetal rauf, Furkapass (Rhonegletscher!), Oberalppass, Chur, Bregenz, Lindau, ab dort A-Bahn nach Kassel.
Insgesamt 2.600 Km, davon 1.200 Km Bergstraßen :-). Gutes Wetter, wie immer super Stimmung. Und mit der 11er GS geht zu zweit und mit Gepäck auf Schotter mehr als ich dachte ;-)
Die 98er Stella Alpina fand am Wochenende 10.-12. Juli statt. Leider war ich seit sechs Jahren erstmals nicht dabei. (Kein Urlaub, d.h. mir wäre nur die Zeit von Fr. Nachmittag bis So. Abend geblieben, was doch angesichts der Strecke sehr stressig ist. Außerdem feierte ein guter Freund am Sa. seinen Vierzigsten). Jetzt freue ich mich also auf nächstes Jahr...
Stella Alpina 1999:
Die 99er Stella Alpina fand vom 10.-11.7.99 in Bardonecchia statt. Einen Kurzbericht zu meiner Tour findet Ihr hier.
Stella Alpina 2001:
Meine erste Stella Alpina im neuen Jahrtausend, meine achte insgesamt, 7./8. Juli 2001. Siehe auch: Alpen Enduro 2001.
Stella Alpina 2002:
Am 13./14. Juli 2002 war es wieder soweit, es gibt auch von diesem Jahr einen Kurzbericht.
Stella Alpina 2004:
Bei schönem Wetter am Wochenende 10./11. Juli, Kurzbericht und Bilder unter Alpen Enduro 2004.
Stella Alpina 2005:
Am 9./10. Juli, bei eher "durchwachsenem" Wetter (mit Regen am Rifugio und Schnee am Colle selbst). Im Anschluss wieder eine Woche Endurourlaub. Kurzbericht und Bilder unter Alpen Enduro 2005.
Stella Alpina 2007:
Am 7./8. Juli, meine 12. Stella-Teilnahme, Fotos unter Alpen Enduro 2007.
Stella Alpina 2013:
Meine 13. Stella im Jahr 2013, und dann ein blöder Unfall: Man könnte beinahe abergläubisch werden. Fotos unter Alpen-Provence-Toskana 2013
Stella Alpina 2015:
Jubiläum: Die 50. Stella Alpina, meine 14. Fotos unter Alpen 2015
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