Isle of Man 2019

Gänsehaut

Wer bei dem Begriff "Hairpin" an Frisuren denkt und bei "Gooseneck" an die Anatomie von Geflügel, der war vermutlich noch nicht dort und hat mit Motorrädern nichts am Hut. Wer dagegen auch nur etwas Benzin im Blut hat, wird bei Nennung dieser Wörter in selige Verzückung geraten und in Gedanken die Schräglage in diesen beiden bekannten Kurven des TT-Kurses auf der Isle of Man nachempfinden. Dieses kleine Eiland in der irischen See ist eben nicht nur eine Insel, sondern ein Mythos, ein Ort, wie er im bis ins Kleinste regulierten Europa eigentlich gar nicht mehr vorstellbar ist. Ein Ort, wo Menschen für ihre Leidenschaft das eigene Leben riskieren dürfen - und es oft genug verlieren. Man kann den Wahnsinn, der zweimal jährlich für je zwei Wochen die Insel beherrscht, mit gesundem Menschenverstand kaum nachvollziehen, sich dem Sog der besonderen Atmosphäre aber emotional auch kaum entziehen. Man kann sich hunderte Videos ansehen, Reiseberichte lesen oder hören - aber nichts kann einen wirklich auf den Moment vorbereiten, wenn das erste Mal ein Rennmotorrad mit mehr als 200 km/h eine Armlänge entfernt an einem vorbeidonnert. Gänsehaut! Wenn man obendrein, wie in meinem Fall, einerseits 40 Jahre auf diesen Moment gewartet hat, und ihn dann andererseits gemeinsam mit dem eigenen Sohn erlebt, ist das gefühlsmäßig kaum noch zu toppen. Ich könnte jetzt noch viel schreiben, über die Stimmung an der Rennstrecke oder im (offen zugänglichen) Fahrerlager, oder über die Manx-Bewohner und ihre Gastfreundschaft, oder über das Gefühl, den Mountain-Course selbst das erste Mal auf dem eigenen Motorrad zu umrunden - aber die, die schon da waren, wissen ohnehin genau, was ich meine, und alle anderen würde es nicht vorbereiten auf ihren eigenen ersten Isle-of-Man-Moment. Also: fahrt selbst hin!