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Jetzt ging es zur Teamprüfung, Gullivers Reisen. Die ausgeloste Gruppe musste sich aufteilen und zwei Aufgaben erfüllen: Eine F 800 ohne Bodenberührung und ohne zu laufen (also durch weiterreichen) über eine anspruchsvolle Strecke transportieren und eine Person mittels Holzdübeln und Wollfäden über eine Strecke mit Hindernissen tragen. Die "Motorradträger" unserer Gruppe waren gut drauf und schafften den größten Teil der Strecke (80 von hundert Punkten), beim Personentransport lief es schlechter, unsere Konstruktion hielt nur den ersten Meter. Jetzt aber auf in den "Wilden Süden", Endurofahrprüfung mit den meisten Punkten (max. 300 Punkte möglich!). Die Strecke ist anspruchsvoll, aber es läuft zunächst gut für mich: kurzes Sandfeld, kurze Wasser-/Schlammdurchfahrt, Steilabfahrt, alles kein Problem. Dann eine Schlammkuhle, in der gerade eine 100 GS feststeckt. Ich helfe beim Rausziehen und gebe dann aus Angst, auch stecken zu bleiben, wohl zuviel Gas, rutsche bei der Auffahrt weg und das Motorrad liegt kopfüber im Schlamm. Ein Streckenposten und ein anderer Teilnehmer helfen mir bei der Bergung, in deren Verlauf die Kiste aber nochmal fällt (danke nochmal!), und dann mache ich den entscheidenden Fehler: anstatt rechts ran zu fahren und erstmal ein-zwei Minuten durchzuschnaufen, fahre ich, obwohl völlig entkräftet, gleich weiter, und liege bei einer eigentlich völlig harmlosen Abfahrt kurz darauf schon wieder hangabwärts. Der gleiche Teilnehmer hilft mir wieder beim Aufheben, ich fahre die Runde zuende und gebe entnervt auf. Die Vorstellung, wieder kafkaesk in der Schlammkuhle zu liegen wie ein Käfer auf dem Rücken und den armen Streckenposten dort wieder bemühen zu müssen, blockiert mich mental und ich fahre stattdessen zum Hütchenspiel. Nur eine von 8 vorgesehenen Runden, reichlich Punkte liegengelassen.
Das Hütchenspiel läuft dann auch nur mäßig (nur zwei von fünf), also versuche ich mein Glück auf einem anderen Planeten: "Mars Mission". Hier läuft es jetzt richtig gut: Eine schöne Strecke mit Wasserdurchfahrten, grober Kiesauf- und -abfahrt und einem tief verspurten Sandfeld (hier liege ich zweimal). Trotzdem alle 6 Runden gefahren, volle Punktzahl. Geht doch! Die Zeit wird knapp, also schnell zur Technikprüfung bei "Schraube locker" und dort (Muttern zu Gewinde zuordnen, ruhige Hand am Stromdraht und Reifen flicken auf Zeit) auch noch die volle Punktzahl mitgenommen. Rechtzeitig im Ziel, noch schnell tanken und nix wie unter die Dusche, herrichten für einen gemütlichen, aber kurzen Abend.
Jetzt kommt der peinliche Teil: "Führerschein verschärft" heißt die Station. Bei der Theorie falle ich mit 13 Fehlerpunkten durch, bin aber bei Weitem nicht der einzige. Na gut, ist auch lange her, und wer weiß denn wirklich, wieviele Meter hinter einer Haltestelle man nicht parken darf. Also frohen Mutes zur praktischen Prüfung. Vollbremsung auf Schotter nur mit Hinterrad (ohne ABS) aus 50 km/h: die Lichtschranke misst nur 46, außerdem bricht mir die Karre seitlich aus und ich lande neben dem markierten Zielfeld. Bei der Fahrt durchs Wohnzimmer (am Lenkanschlag voller Kreis in einem Pavillion) kippe ich nach einem Dreiviertelkreis und muss den Fuß setzen, den Slalomparcour nehme ich locker. Zu locker, bei der letzten Pilone brauche ich wieder einen Fuß. Durchgefallen, Null Punkte. Ich könnte es jetzt auf meinen Fuß schieben, aber das wäre gelogen. Vielmehr besteht hier dringender Übungsbedarf! Das bestätigt sich dann beim "Trial im Grünen", wo ich mit neun Fehlern nur kapp an Null Punkten vorbeischramme.
Die Gleichmäßigkeitsfahrt auf dem "Dutch Highway" (gut vier Kilometer Waldweg mit einem Durchschnitt von exakt 30 km/h) gelingt dank entsprechender Anzeige auf dem Garmin ganz gut, die Flußdurchquerung auf "Hölzernen Füßen" ebenfalls. Langsam drängt die Zeit, denn zu spät im Ziel bedeutet Strafpunkte. Nur eine Station fehlt mir noch, der "Mount Hankenberg". Diese Enduroprüfung soll sich nach den Berichten anderer Teilnehmer vor allem durch reichlich Schlamm auszeichnen. Angesichts meines Schlammtraumas im wilden Süden, des zunehmend schmerzenden Fußes, der schwindenden Kräfte und der fortgeschrittenen Zeit beschließe ich, diese Station auszulassen. Auf dem Weg zum Ziel liegt aber das Hornberger Schloss, also wage ich noch schnell einen zweiten Versuch, erlege vier Büchsen und schaffe es auch, blind die Fahrradklingel zusammenzubauen. Immerhin noch ein paar Punkte. Nach der Abgabe der Unterlagen im Ziel komme ich vollkommen erledigt auf der Zeltwiese an, die gut 30 Grad an diesem Tag haben ihr übriges getan, um mich konditionell absolut an meine Grenze zu bringen. Das Ausziehen des Crossstiefels ist dann nochmal ein Aha-Erlebnis, der erste Weg nach der Dusche führt zu den Sanis um ein Kühlpad zu besorgen. Mit dem auf dem Fuß und einem kalten Weizen im Glas wird dann der Abend eingeleitet: Finallauf der besten Teilnehmer (und die waren wirklich gut!), Abendessen, Siegerehrung und Abschlussfeier.
Einige Eindrücke kann man hier gewinnen:
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