Kreidler Florett

©Achim Lerch 1999.

Kritik, Anregungen: webmaster@kradventure.de


Oh je, diese Frisur. Und dieser böse Blick, wie war das mit den angry young men....? Aber die Kreidler ist doch bildschön, oder?


Für alle, die selbst noch den Geruch von Zweitakt-Gemisch in der Nase haben, eine kleine nostalgische Erinnerung:

Es war zu der Zeit, da man als holder Jüngling von 16 Lenzen die Wahl hatte zwischen einem Mokick (50 ccm, 40 Km/h, FS-Kl. 5) und einem Kleinkraftrad (50 ccm, 80 Km/h, FS-Kl. 4). Mokicks fuhren günstig mit Versicherungskennzeichen, Kleinkrafträder waren zulassungspflichtig, hatten somit normale Kennzeichen und kosteten vor allem sehr sehr viel Versicherung. Wer nicht gerade Sohn reicher Eltern war (Töchter auf Mopeds waren damals tatsächlich noch die Ausnahme), kaufte also in der Regel ein Mokick, brachte das restliche Taschengeld zum Teile(schwarz)händler seines Vertrauens und begann mit der technischen Modifikation...

Der Markt war fest in der Hand von Kreidler, Zündapp und Hercules, in geringem Umfang gab es noch *Exoten* wie Puch, Garelli, KTM. Japaner tummelten sich nur sehr vereinzelt in diesem Segment, ihre Stunde sollte erst mit der Einführung der 80 ccm Leichtkrafträder kommen. Die Favoriten der 50er Klasse hießen vielmehr Kreidler RS, Zündapp KS 50, Hercules Ultra, Puch Monza,...

Eines Tages stand sie schliesslich da, mein ganzer Stolz: Eine nicht mehr ganz neue, aber dennoch mit ihrem Chromtank in der Sonne blitzende Kreidler RMC (das Mokick) mit Zylinder, Auspuff, Vergaser und Übersetzung der RS (das Kleinkraftrad). Ein Dreh am Zündschlüssel, ein Tritt auf den Kickstarter, und schon war der kernige Zweitakt-sound zu vernehmen. Eine wahre Klangsymphonie dann bei etwa 10000 Umdrehungen, wenn der Motor seine max. Leistung von knapp 6 PS entfaltete. Eine unbändige, vom Mofa trotz Luftfiltermodifikationen nicht gekannte Kraft, die beim Spiel mit der Kupplung auch im zweiten Gang noch das Vorderrad steigen ließ...

Von nun an waren wir untrennbar verbunden, bei Wind und Wetter, Sommer wie Winter machten wir die Straßen unsicher. Beim täglichen Weg zur Schule, bei so manchem Rennen gegen die Zündapp und Hercules der Klassenkameraden oder am Wochenende auf großer Tour. Überhaupt war das das Größte, Sonntags zum Edersee zu düsen, wo einen manchmal sogar die *richtigen* Motorradfahrer grüßten. Innerlich vor Stolz schier zerplatzend, doch äußerlich cool und lässig erwiderte man den Gruß, spürte im Rücken das ehrfurchtsvolle Erschauern der Sozia...

Doch wie so viele Geschichten aus jener sorgenfreien Zeit, endete auch diese jäh und plötzlich: Eines Abends, es muß so gegen 23 Uhr gewesen sein, hielt mich dieser grün-weiße Passat an. Zwei nette Herren machten mir nach kurzer Zeit unmißverständlich klar, daß ich am nächsten Morgen ein den Papieren entsprechendes Fahrzeug vorzuführen hätte. Da hieß es handeln: Den original Zylinder hatte ich noch, den Vergaser aber längst verscherbelt. Da mußte ich wohl auf die eher semi-professionell umgestempelte Größenangabe vertrauen...Beim Schein einer Taschenlampe wurde der Rest noch in der Nacht umgebaut, nur um am Morgen zu erleben, daß der diensthabende Ordnungshüter gerade mal lange genug von seinem Pausenbrot abläßt, um einen Blick durchs Fenster zu werfen und mit einem gemurmelten "Wird schon stimmen" die Mängelanzeige abzeichnet... :-(



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