From: Achim Lerch Newsgroups: de.rec.motorrad Subject: Depp, damischer (Teil III) Date: Mon, 07 Jul 2008 16:44:45 +0200 Nachdem ich mich notdürftig von der klebrigen Apfelschorle befreit habe (gar nicht einfach, so ohne Wasser; jetzt weiß ich, warum Katzen sich ablecken), ist der restliche Weg bis Garmisch schnell zurückgelegt. Es wird allerhöchste Zeit, von Schorle auf Bier umzusteigen! Eigentlich hege ich den guten Vorsatz, jetzt brav auf den dafür vorgesehenen Parkplätzen zu parken. Doch erstens kommt man da nur mit einem Parkschein drauf, den ich zu mitternächtlicher Stunde am Vortag nicht bekam, weil die Jungs vom "Security" (mann, sind die wichtig!) schon Feierabend hatten, und zweitens stehen mitlerweile noch mehr Moppeds auf der Wiese, also nun auch wieder meines. Es wird ein netter Abend, mit Schweinsbraten und Live-Musik am Lagerfeuer (viel Beatles-Stücke, Bob Dylan, Eagles, Steppenwolf, Janis Joplin, und und und...). Am nächsten Morgen spare ich die Zeit, den Trinkrucksack zu füllen, denn der hängt ja noch gut gefüllt am Zelt, und so komme ich schon um 9 Uhr los. Ich hasse Autobahnen, und nutze sie nur, wenn es wirklich sein muss, und so entscheide ich mich über die Route auf der romantischen Straße. Vorbei am Kloster Ettal, immer gen Augsburg, dann Donauwörth, Rothenburg o.d.T., Würzburg. Unterwegs stoppe ich in Wallerstein, das sich dadurch von anderen Orten an der Strecke abhebt, dass mitten im Ort und mitten auf der Straße eine riesige und imposante Pestsäule steht. 1722 - 1725 von Johann Georg Bschorer nach dem Vorbild der Wiener Pestsäule am Graben errichtet. Ich stelle fest, dass es schwierig ist, sich gleichzeitig auf die fein ziselierten Figuren _an_ der Säule, die Verkehrsführung _um_ die Säule und ein kleines Eiscafe links _neben_ der Säule zu konzentrieren und entgehe nur sehr knapp einem Einschlag _in_ der Säule. Depp, damischer. In jenem Eiscafe gibt es Cappuccino, aber merke: in dieser Beziehung hält die Romantische Straße einem Vergleich mit der Brennerstraße nicht stand! Nun gut, mittlerweile habe ich den Main erreicht, folge seinem Lauf bis Gemünden und wechsele an das Ufer der fränkischen Saale. Dort irgendwo ein idealer Fleck: eine Streuobstwiese hinter einer Brücke. Ich lege mich unter einen Apfelbaum, entledige mich der Crossstiefel (ein paar Vögel fallen tot vom Himmel), genieße den Bick auf den träge hinfließenden Fluss, am anderen Ufer spielen Kinder, eine Kirchturmglocke tönt - Kitsch oder Idylle, wie man mag. Ich habe Durst, will statt Wasser aus dem Trinkrucksack lieber die Apfelschorle genießen, die ich beim letzten Tankstop gekauft habe. Hätte ich in Physik besser aufgepasst und wäre ich lernfähig, dann wüsste ich um die Reaktionen einer kohlensäurehaltigen Flüssigkeit die im Tankrucksack eines Kraftrades transportiert wurde. Ich habe nicht aufgepasst, bin auch nicht lernfähig, und bade ein zweites mal in Apfelschorle. Depp, damischer. Zumindest hab ich diesmal Wasser aus der Saale zum Waschen. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: weiter Landstraße über Bad Brückenau bis Fulda, dort dann doch noch auf die Autobahn, weil es spät geworden ist über das Dösen unterm fränkischen Apfelbaum. Meiner Frau erzähle ich nur Teile dieser Geschichte. Sie denkt sonst womöglich, sie wäre mit einem Deppen verheiratet, einem damischen... (The end) -- Achim Lerch Motorrad- und Reiseseiten www.kradventure.de