GS-Challenge 2012

©Achim Lerch 2012.

Kritik, Anregungen: webmaster@kradventure.de.


Eine Herausforderung

Prolog

Nachdem ich mir die GS-Challenge zweimal hautnah als Besucher des Touratech-Travel-Events anschauen konnte und zudem die begeisterten Berichte von Holger anhören durfte, war die Lust geweckt, selbst einmal teilzunehmen. Doch bis ich mich endgültig dazu entschieden hatte und die Terminfrage geklärt war, war die Veranstaltung längst ausgebucht. Doch dann hat BMW noch einmal zehn Startplätze verlost, ich habe mich am Sonntag, den 6. Mai, online beworben und bekam Montag die Zusage - gut fünf Wochen vor dem Start. Fein!

Tag 1: Anreise

Donnerstag, den 14.6., war es dann soweit: Stollenreifen waren montiert, Zelt und co. gepackt, bei Nieselregen und kühlen 12 Gad ging es Richtung Schwarzwald. Dort angekommen Zeltaufbau, Ausgabe der Teilnehmerunterlagen und Startnummern, Auslosung der Gruppen für die Team-Aufgabe, technische Abnahme des Motorrades, dann bei inzwischen gutem Wetter Streckenplanung und Navi-Programmierung vor dem Zelt sitzend, nach dem Abendessen dann offizielle Eröffnung und Briefing. Die Spannung, was sich wohl hinter Sonderprüfungen wie Ritter Sport, Gullivers Reisen oder Mars Mission verbergen mag, steigt langsam aber sicher an.

Tag 2: Erster Fahrtag

Freitag Morgen: Nach dem Frühstück noch schnell den Luftdruck reduziert und los zur Startaufstellung. Um 9 Uhr dann endlich das Startsignal. Meine erste Prüfung: Ritter Sport. Vier Aufgaben auf der Burgruine Hohenschramberg: Speerwurf (geschafft), die Eiserne Jungfrau von Ihrem Keuschheitsgürtel befreien: Zu lange Schlange vor mir (ich hatte den festen Termin für die Gruppenprüfung), Jonglieren: das Gleiche, balancieren mit Tablett: versagt - nur 25 von 100 möglichen Punkten. Egal, weiter zum Hornberger Schießen - das für mich genau so ausging: keine Büchse mit der Zwille und Tannenzapfen abgeräumt, in der Blackbox mit dem Ellenbogenprotektor hängen geblieben und deshalb das zweite Teil der Fahrradklingel erst nach Ablauf der 15 Sekunden gefunden. Null Punkte, das fängt ja gut an. Also weiter zur "Kuschelwiese" an der Donauquelle, erste Fahrprüfung: leichter Trialparcour auf stellenweise feuchter und schräger Wiese - Null Fehler, volle Punktzahl, na also!

Jetzt ging es zur Teamprüfung, Gullivers Reisen. Die ausgeloste Gruppe musste sich aufteilen und zwei Aufgaben erfüllen: Eine F 800 ohne Bodenberührung und ohne zu laufen (also durch weiterreichen) über eine anspruchsvolle Strecke transportieren und eine Person mittels Holzdübeln und Wollfäden über eine Strecke mit Hindernissen tragen. Die "Motorradträger" unserer Gruppe waren gut drauf und schafften den größten Teil der Strecke (80 von hundert Punkten), beim Personentransport lief es schlechter, unsere Konstruktion hielt nur den ersten Meter. Jetzt aber auf in den "Wilden Süden", Endurofahrprüfung mit den meisten Punkten (max. 300 Punkte möglich!). Die Strecke ist anspruchsvoll, aber es läuft zunächst gut für mich: kurzes Sandfeld, kurze Wasser-/Schlammdurchfahrt, Steilabfahrt, alles kein Problem. Dann eine Schlammkuhle, in der gerade eine 100 GS feststeckt. Ich helfe beim Rausziehen und gebe dann aus Angst, auch stecken zu bleiben, wohl zuviel Gas, rutsche bei der Auffahrt weg und das Motorrad liegt kopfüber im Schlamm. Ein Streckenposten und ein anderer Teilnehmer helfen mir bei der Bergung, in deren Verlauf die Kiste aber nochmal fällt (danke nochmal!), und dann mache ich den entscheidenden Fehler: anstatt rechts ran zu fahren und erstmal ein-zwei Minuten durchzuschnaufen, fahre ich, obwohl völlig entkräftet, gleich weiter, und liege bei einer eigentlich völlig harmlosen Abfahrt kurz darauf schon wieder hangabwärts. Der gleiche Teilnehmer hilft mir wieder beim Aufheben, ich fahre die Runde zuende und gebe entnervt auf. Die Vorstellung, wieder kafkaesk in der Schlammkuhle zu liegen wie ein Käfer auf dem Rücken und den armen Streckenposten dort wieder bemühen zu müssen, blockiert mich mental und ich fahre stattdessen zum Hütchenspiel. Nur eine von 8 vorgesehenen Runden, reichlich Punkte liegengelassen.

Das Hütchenspiel läuft dann auch nur mäßig (nur zwei von fünf), also versuche ich mein Glück auf einem anderen Planeten: "Mars Mission". Hier läuft es jetzt richtig gut: Eine schöne Strecke mit Wasserdurchfahrten, grober Kiesauf- und -abfahrt und einem tief verspurten Sandfeld (hier liege ich zweimal). Trotzdem alle 6 Runden gefahren, volle Punktzahl. Geht doch! Die Zeit wird knapp, also schnell zur Technikprüfung bei "Schraube locker" und dort (Muttern zu Gewinde zuordnen, ruhige Hand am Stromdraht und Reifen flicken auf Zeit) auch noch die volle Punktzahl mitgenommen. Rechtzeitig im Ziel, noch schnell tanken und nix wie unter die Dusche, herrichten für einen gemütlichen, aber kurzen Abend.

Tag 3: Zweiter Fahrtag

Früher Start um 8 Uhr, und gleich los zur Endurofahrprüfung "Auf dem Grund". Eine schöne Strecke mit mehreren knackigen Steilauffahrten, alle Runden ohne Bodenkontakt geschafft, der Tag fängt gut an! Auch beim Minigolf (vom fahrenden Motorrad aus) klappt es ganz gut, bis auf einen alle Bälle versenkt, entsprechend hoch motiviert zur nächsten Enduroprüfung, der "Steilen Steige". Die hat es durchaus in sich, mit zwei Schlüsselstellen: einem kurzen aber sehr groben Geröllfeld und einem Schräghang kurz danach. In den ersten Runden klappt alles, doch in Runde vier und fünf rutsche ich am Schräghang weg, falle beim ersten mal zum Hang und kann das Motorrad selbst aufheben. Beim zweiten mal will ich den Sturz durch einen beherzten Gasstoß verhindern und mache dadurch nur alles schlimmer, weil ich hangabwärts kippe und dann leider wieder die Streckenposten bemühen muss. Ich verzichte dann auf die sechste Runde, immerhin 100 von 120 Punkten. Damit fährt es sich entspannt zur nächsten Station, "Gemischte Gefühle". Nomen est Omen, das hätte mich warnen sollen. Eine schöne und eigentlich vollkommen harmlose Strecke, einzige Schlüsselstelle eine Steilabfahrt an deren unterem Ende eine tiefe Kuhle lauert. Holger hatte mich vorgewarnt und die äußerst rechte Spur empfohlen, der Streckenposten ebenso, also ging es die ersten drei Runden auch völlig problemlos. Wenn es so gut läuft, wird man übermütig, und in der vierten Runde war ich am Steilhang zu schnell, beim Bremsen rutscht das Krad nach links und ich lande unten mit immer noch zuviel Tempo in der Kuhle, stürze und das Motorrad fällt mir auf den linken Fuß. Ich fahre die geforderten sechs Runden trotzdem zuende und fahre mit gemischten Gefühlen weiter: Froh über 150 Punkte, aber mit schmerzendem Fuß.

Jetzt kommt der peinliche Teil: "Führerschein verschärft" heißt die Station. Bei der Theorie falle ich mit 13 Fehlerpunkten durch, bin aber bei Weitem nicht der einzige. Na gut, ist auch lange her, und wer weiß denn wirklich, wieviele Meter hinter einer Haltestelle man nicht parken darf. Also frohen Mutes zur praktischen Prüfung. Vollbremsung auf Schotter nur mit Hinterrad (ohne ABS) aus 50 km/h: die Lichtschranke misst nur 46, außerdem bricht mir die Karre seitlich aus und ich lande neben dem markierten Zielfeld. Bei der Fahrt durchs Wohnzimmer (am Lenkanschlag voller Kreis in einem Pavillion) kippe ich nach einem Dreiviertelkreis und muss den Fuß setzen, den Slalomparcour nehme ich locker. Zu locker, bei der letzten Pilone brauche ich wieder einen Fuß. Durchgefallen, Null Punkte. Ich könnte es jetzt auf meinen Fuß schieben, aber das wäre gelogen. Vielmehr besteht hier dringender Übungsbedarf! Das bestätigt sich dann beim "Trial im Grünen", wo ich mit neun Fehlern nur kapp an Null Punkten vorbeischramme.

Die Gleichmäßigkeitsfahrt auf dem "Dutch Highway" (gut vier Kilometer Waldweg mit einem Durchschnitt von exakt 30 km/h) gelingt dank entsprechender Anzeige auf dem Garmin ganz gut, die Flußdurchquerung auf "Hölzernen Füßen" ebenfalls. Langsam drängt die Zeit, denn zu spät im Ziel bedeutet Strafpunkte. Nur eine Station fehlt mir noch, der "Mount Hankenberg". Diese Enduroprüfung soll sich nach den Berichten anderer Teilnehmer vor allem durch reichlich Schlamm auszeichnen. Angesichts meines Schlammtraumas im wilden Süden, des zunehmend schmerzenden Fußes, der schwindenden Kräfte und der fortgeschrittenen Zeit beschließe ich, diese Station auszulassen. Auf dem Weg zum Ziel liegt aber das Hornberger Schloss, also wage ich noch schnell einen zweiten Versuch, erlege vier Büchsen und schaffe es auch, blind die Fahrradklingel zusammenzubauen. Immerhin noch ein paar Punkte. Nach der Abgabe der Unterlagen im Ziel komme ich vollkommen erledigt auf der Zeltwiese an, die gut 30 Grad an diesem Tag haben ihr übriges getan, um mich konditionell absolut an meine Grenze zu bringen. Das Ausziehen des Crossstiefels ist dann nochmal ein Aha-Erlebnis, der erste Weg nach der Dusche führt zu den Sanis um ein Kühlpad zu besorgen. Mit dem auf dem Fuß und einem kalten Weizen im Glas wird dann der Abend eingeleitet: Finallauf der besten Teilnehmer (und die waren wirklich gut!), Abendessen, Siegerehrung und Abschlussfeier.

Tag 4: Abreise

Als ich aus dem Zelt krieche und den linken Fuß das erste mal belaste, bin ich hellwach und der Weg zum Frühstück dauert etwas länger. Natürlich bin ich neugierig, wie ich denn nun abgeschnitten habe und schaue erst einmal auf die ausgehängte Ergebnisliste: Im Gesamtklassement Platz 88 von 246 Teilnehmern, in der Boxer-Klasse Platz 51 von 149. Jeweils ganz knapp am besten Drittel vorbei, aber immerhin. Zeltabbau und Zusammenpacken gestalten sich fußbedingt etwas mühsam, und nach den ersten Schaltversuchen steht fest, dass der Plan der Autobahnvermeidung auf der Rückfahrt hinfällig ist. Ich bin froh, als der fünfte Gang einmal drin ist und hoffe (zum Glück erfolgreich) auf eine staufreie Strecke. Was bleibt ist, den Organisatoren und unzähligen Helfern an den Stationen und im Hintergrund für eine super Veranstaltung mit tollen Strecken und Prüfungen, extrem hohem Spaßfaktor und rundum perfekter Organisation zu danken!

Einige Eindrücke kann man hier gewinnen:

Touratech-Video Tag 1

Touratech-Video Tag 2

Bericht und Bildergalerie bei Motorrad.net

Bilder bei RK-Moto



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